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Resonanz des Pulsschlags schlug ins Herz | VERWEHUNGEN 18. Oktober 2025

Am 18. und 19. Oktober abends fand in der Minoritenkirche im Stadtmuseum Regensburg ein gut besuchtes Gesamtkunstwerk statt. Jean de L’Aire zeigte in dem großartigen gotischen Kirchenraum seine neueste Präsentation „VERWEHUNGEN“, eine Inszenierung mit Musik, Film und Dichterwort. Klangeindruck auf Youtube
Das sehr eindrucksvolle Werk wurde seitens des Kulturamts Regensburg (Jahresthema: Großwetterlage) und des Akademischen Forums Albertus Magnus gesponsert. Der Kulturreferent der Stadt Herr Wolfgang Dersch ist bei der Uraufführung anwesend gewesen; Prof. Bonk begrüßte und führte an beiden Abenden in das Werk ein.
Aufführungen von Werken Jean de L’Aires / Hans Schanderls fanden mittlerweile weltweit statt – in Asien (Korea, Japan, Indonesien, Singapur…), in Südafrika, in den USA, in Kanada, Kolumbien sowie in nahezu allen Ländern Europas. Darunter befinden sich international höchst renommierte Konzertsäle wie die Carnegie Hall in New York, das Mariinski-Theater in St. Petersburg, das königliche Musikfest Patrimonio Nacional in Madrid sowie die National Concert Hall Seoul.

Nun hat er der renommierte Komponist in Monaten intensiver Konzentration für Regensburg ein ganz neues großes Werk komponiert, das sich in einem beständigen Dialog mit einem selbst produzierten Film befindet, der das Vergehen in der Natur zum Inhalt hat.
Den Zuschauer und Zuhörer erwarteten mit dieser Aufführung nicht weniger als echte Synästhesien, tiefe Emotionen und ein Eintauchen in das Wesen der Natur, womöglich sogar verbunden mit einem gewissen Abheben ins Reich der Transzendenz. Passend zur Jahreszeit Herbst war das neue Thema des Meisters die Vergänglichkeit.

Der Komponist, Musiker und Filmemacher deutete das universelle (?) Vergehen auf seine ganz spezifische, singuläre Weise in seiner eigenen unverwechselbaren Bild- und Tonsprache – unter Einbeziehung von Gedichten des von ihm verehrten Lyrikers Paul Celan.
Auf der Suche nach Trost
Andreas Gryphius tröstete einst der ewige Gott über das allgemeine Vergehen hinweg. Paul Celan tröstet die Liebesbeziehung zwischen ihm und seiner vertrauten Freundin. Hier und im Kunstwerk glaubt der moderne Dichter und Mensch einen Hauch von Unvergänglichkeit zu verspüren. Für Celan, wie auch für die östlichen Religionen und Weltanschauungen, gehören Wandel, Evolution und Vergänglichkeit ja zum Wesen der Wirklichkeit in Raum und Zeit. Für das Christentum ist dieser flüchtig-unbeständige Zustand der Schöpfung nur ein zeitlich terminierter. Es handelt sich dabei um den Zustand nach dem Engelssturz (kosmologisch gesprochen: „Urknall“) und vor der Wiederkehr Jesu Christi. Paulus schreibt im Römerbrief:
„Die ganze Schöpfung wartet sehnsüchtig auf das Offenbarwerden der Kinder Gottes. Die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen, nicht aus eigenem Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat; aber zugleich gab er ihr Hoffnung: Auch die Schöpfung soll von der Sklaverei und Verlorenheit befreit werden zur Freiheit und Herrlichkeit der Kinder Gottes. Denn wir sehen, dass die gesamte Schöpfung bis zum heutigen Tag seufzt und in Geburtswehen liegt. Aber auch wir, obwohl wir als Erstlingsgabe den Geist [Jesu] haben, seufzen in unserem Herzen und warten darauf, dass wir mit der Erlösung unseres Leibes als Gottes Kinder offenbar werden.“
In der östlichen Weltanschauung besteht das Wesen der Natur aus Kreisläufen und Kreisbewegungen, in der klassisch westlichen bzw. traditionell-christlichen hat die Natur einen Anfang – die Schöpfung – und ein Ende – die Erlösung am Jüngsten Tag. Diese Deutung lässt Hoffnung zu. Freilich ist auch die östliche Sicht nicht ganz ohne Hoffnung – aber diese ist auf das Verlöschen gerichtet, auf die Befreiung durch das große Nichts.
Resonanz des Pulsschlags
Es war mehr als nur faszinierend, wie der Film- und Tonkünstler sich mit seinen Bildern und Klängen in die Natur hineinfand, sich hineinzufühlen vermochte, der Natur sozusagen mitten ins Herz schaute und lauschte. Man glaubte den Pulsschlag der Erde und des Alls zu fühlen; die Resonanz dieses Pulsschlags schlug einem selbst ins Herz und man wusste intuitiv, dass man dieses Erlebnis so schnell nicht mehr vergessen würde.

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