Der Lesesaal der Staatlichen Bibliothek Regensburg war am Dienstag, 20. Mai bis auf den letzten Platz belegt als der international renommierte US-amerikanische Philosoph und Literaturwissenschaftler Prof. Dr. William Franke (Vanderbilt University/USA) seinen anspruchsvollen Vortrag hielt – Titel:
„Dante und die Selbstreflektion. An der Schwelle vom Mittelalter zur Neuzeit“.
Länger schon lautet eine Grundfrage Frankes: Trifft es denn wirklich zu, dass im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit das theologische (auch metaphysische) Denken (1.) einfach durch ein wissenschaftliches ersetzt worden ist und (2.), dass wir an diesem neuzeitlich-wissenschaftlichen Weltbild unser Genügen finden sollten?
William Franke hinterfragte beide Gemeinplätze und erläuterte, warum diese immer populärer werdenden Sichtweisen keineswegs zufriedenstellend sind. Er zeigte darüber hinaus, warum Theologie bis heute unverzichtbar bleibt und auch bleiben muss. „Die Theologie“: Das war und ist für den Vortragenden in erster Linie die sog. „negative“, die sich nur zu sagen getraut, was Gott oder „das Absolute“ nicht sind.
Franke setzte sich zudem ein für eine andere Neuzeit und Moderne, die nicht rationalistisch von Duns Scotus über Kant zu Habermas führt, sondern bei Dante und Eckhart ansetzt, sich fortsetzt bei Cusanus, Vico usw. – vor allem aber bei und in der Kunst im Anschluss an Dante. Um diesen Dichter allerdings recht zu verstehen, bedürfe es eines klaren Blicks auf den Zeitgenossen Duns Scotus, seines Zeichens Theologe und Metaphysiker – dazu Revolutionär hinsichtlich des Seinsbegriffs, den er von einem „analogen“ in einen „univoken“ verwandelt habe. Dante habe das Analogiedenken beibehalten, es allerdings, anders als Thomas von Aquin, im Medium der Dichtung fortgeführt.
Der Vortrag kann auf Nachfrage als Datei zugesendet werden. Er ist auch auf unserem Youtube-Kanal veröffentlicht.
Unser Dank gilt Dr. Bernhard Lübbers, Leiter der Staatlichen Bibliothek Regensburg für die gelungene Zusammenarbeit!

