Gotik, Barock, Klassizismus und weitere Kunst- und Kulturepochen mehr gehören offenbar definitiv der Vergangenheit an. Auch die Romantik? Ist auch „Romantik“ inzwischen nichts weiter denn ein kulturgeschichtlicher Epochenbegriff?
An zwei Beispielen aus der jüngeren und jüngsten Literatur werden typische Elemente romantischen Bewusstseins beobachtet und gedeutet. Dessen theoretische Durchdringung findet statt durch und anhand von Novalis und Joseph von Eichendorff. Es wird sich erweisen:
Das Romantische ist keineswegs auf die Epoche der Romantik beschränkt, wie auch weitere Betrachtungen zu Paul Gerhardt und Eduard Mörike ergeben. Selbst die moderne Lyrik bietet Beispiele für typisch romantisches Denken, das stets auch einen Bezug zum Christlichen hat. Abschließend wird noch das Feld der „politischen Romantik“ – anhand von Novalis’ „Politischen Aphorismen“ sowie seiner Schrift „Die Christenheit oder Europa“ – beleuchtet und womöglich auch für die Gegenwart fruchtbar gemacht.
Michael Stahl wurde in Rastatt / Baden geboren. Studium der Germanistik, Geschichte, Philosophie in Freiburg und an der FU Berlin. 1975 Promotion in Alter Geschichte TU Berlin, dort 1984 Habilitation im selben Fach. 1986-1991 Professor für Alte Geschichte in Göttingen, 1991-2011 Prof. an der TU Darmstadt. Forschungsschwerpunkte: griechische Demokratie, augusteischer Prinzipat und römisches Weltreich; zum Verhältnis von Kultur und Politik sowie zur Rezeption der Antike in der Moderne. Wichtige Veröffentlichungen: „Gesellschaft und Staat bei den Griechen“. 2 Bde. (Paderborn 2003). „Botschaften des Schönen. Kulturgeschichte der Antike“ (Stuttgart 2008). „Polis und Imperium. Kultur und Politik im frühen Griechenland und im römischen Weltreich“ (München 2012); vorerst zuletzt, sehr grundsätzlich und im Blick auf einen breiten Horizont europäischer Kultur, „Das Schöne und die Politik. Für eine andere Moderne“. Dresden 2018.